Rückschau auf unseren Diaworkshop im Dezember
Würden wir unseren ersten Workshop mit drei Highlights beschreiben, so wären es diese: perfektes Wetter, motivierte TeilnehmerInnen, sehr kreative Ergebnisse!
Am 8. Dezember leiteten wir in der Subetasch, dem Waldviertler Kunst- und Kulturverein in Gmünd (subetasch.org) unseren ersten Diaworkshop. Gemeinsam mit unseren acht TeilnehmerInnen durchliefen wir dabei alle Arbeitsschritte, um selbständig fix und fertige Dias für beeindruckende Projektionen anzufertigen. Wir vermittelten also nicht nur diverse Tipps für die Fotografie auf Diafilm, sondern zeigten auch anschaulich her, wie man mit einfachen Mitteln das Filmmaterial selbst zuhause entwickeln und rahmen kann und dass das Ergebnis qualitativ einer Ausarbeitung in einem professionellen Fotolabor um kaum etwas nachsteht. Und das Gefühl am Ende? Unbeschreiblich, wenn man die ersten eigenen Dias dann auf der Wand projiziert sieht. Aber nun alles der Reihe nach:
Wir waren bei unserem ersten eigenen Workshop zu Beginn natürlich ein wenig aufgeregt aber vor allem gespannt wie alles laufen würde. Aber: Vorbereitung ist alles und es konnte eigentlich nichts schief gehen. Selbst das Wetter ist auf unserer Seite gestanden. Es war nicht all zu kalt und sogar die Sonne zeigte sich immer wieder, was man angesichts der Jahreszeit wohl nicht als Selbstverständlichkeit voraussetzen darf.
Bevor noch die ersten TeilnehmerInnen erschienen, haben wir die provisorische Dunkelkammer vorbereitet. Das bedeutete einige Fenster und Türspalten mussten mit Molton und anderem Material verhängt werden, um den Raum, in dem später die Filme in die Entwicklungsdose eingelegt werden, absolut lichtdicht zu bekommen. Geht man hierbei nicht sorgfältig und akribisch genug vor, kann es später am fertigen Dia böse Überraschungen geben. Weiters haben wir die ersten Vorkehrungen für die Filmentwicklung und Projektion getroffen, damit danach ein reibungsloser Ablauf ohne größere Unterbrechungen stattfinden konnte.
Und dann Action! Gemeinsam mit den WorkshopteilnehmerInnen ging es auch schon rasch ans Eingemachte. Nach einer kleinen Einführung und Hinweisen bezüglich der Fotografie mit Diafilm, legten die TeilnehmerInnen, die von uns mitgebrachten Diafilme auch schon in die analogen Spiegelreflexkameras ein. Für all jene, die keine eigenen Kameras mitgebracht hatten, haben wir welche aus unserem Fundus zur Verfügung gestellt. Danach begann die Jagd nach interessanten Motiven und davon gab es einige. Allein schon die alten Fabriksgebäude, gleich angrenzend an den Räumlichkeiten der Subetasch, ließen das fotografische Herz höher schlagen. Aber auch coole Motive in der näheren und etwas weiteren Umgebung wurden auf Film eingefangen.
Sobald alle Filme verschossen und wieder in die Filmpatronen zurückgespult waren und entnommen werden konnten, kehrten die TeilnehmerInnen wieder in die Räume der Subetasch zurück. Was war nun der nächste Schritt? Auf allen Filmen befindet sich nach der Belichtung das sogenannte latente Bild. Dieses latente Bild ist unsichtbar und muss erst mit dem Entwicklungsprozess sichtbar gemacht werden. Da der Film immer noch lichtempfindlich ist, muss dieser Vorgang im Dunkeln stattfinden. Dafür eignen sich spezielle Entwicklungsdosen, die von außen jegliches Licht abhalten und dennoch erlauben, diverse Entwicklerflüssigkeiten einzufüllen und wieder abzugießen. Der Film muss also in die Dose. Dafür wird er auf einer Spirale aufgespult und anschließend in die Dose gegeben, welche schließlich lichtdicht verschlossen wird. Das hört sich leicht an, ist aber nicht ganz so einfach, weil dieser Schritt in absoluter Dunkelheit erfolgen muss.
Daher war ein Trockentraining angesagt. Wir instruierten unsere TeilnehmerInnen als nächstes genau wie man blind eine Filmpatrone öffnet und anschließend den darin enthaltenen Film auf die Spirale spult. Das erforderte den einen oder anderen Versuch „im Trockenen“, aber die geeignete Technik war allen bald klar und so ging es für die erste Gruppe gleich in die Dunkelkammer. Das ungewohnte Arbeiten im Dunkeln und der Wegfall des Sehsinns verlangte von unseren TeilnehmerInnen die Konzentration auf ihre anderen Sinne. Davon wurde natürlich der Tastsinn besonders gefordert. Alles funktionierte super und wollte sich einmal ein Film doch nicht ganz problemlos auf eine Filmspule aufwickeln, konnten wir sofort helfen. Bereits nach einigen Minuten waren alle Filme aufgespult und in der fest verschlossenen Entwicklungsdose. Der Spuk der absoluten Dunkelheit war nun wieder vorbei, denn ab hier konnten alle weiteren Schritte im Hellen durchgeführt werden.
Als nächstes stand nun der Filmentwicklungsprozess an. Im Gegensatz zu einer Entwicklung eines Schwarzweißfilms, wo die benötigte Temperatur der flüssigen Fotochemie üblicherweise etwa Zimmertemperatur beträgt, müssen die Chemikalien bei einer Diafilmentwicklung (auch E6-Prozess genannt) auf 38 Grad gebracht werden. Des Weiteren werden mehr Bäder benötigt und ein noch genaueres und sorgfältigeres Arbeiten als bei einer Schwarzweißfilmentwicklung ist vorausgesetzt. Im Grunde ist aber alles halb so schlimm und mit unserem Workshop wollten wir ja genau das zeigen: Selbst mit einfachen Mitteln ist eine Entwicklung von Diafilmen bei sich zuhause möglich.
Aber wie brachten wir die Chemie nun auf die benötigten 38 Grad? Wir wärmten die Flaschen mit den Fotochemikalien in Wasserbädern an. Mangels direkten Warmwasseranschlusses erreichten wir die richtige Temperatur für das Wasserbad mit Hilfe von Wasser, das wir in Wasserkochern erwärmten. Das haben wir selbst auch noch nie so gemacht, klappte aber erstaunlich gut und präzise. Und so konnten wir schließlich die erste Chemikalienlösung in die Dose füllen. Insgesamt drei Bäder in der Dose standen für unsere Filme am Plan. Dabei spielt die Zeit eine wesentliche Rolle und es wurde mit der Stoppuhr genau die Zeit in der Entwicklungsdose gemessen. Außerdem musste die Dose in bestimmten Intervallen geschüttelt werden. Viele dieser Aufgaben, wie die Überwachung der Temperatur, die Kontrolle der Zeiten, das Ein- und Ausfüllen der Chemikalien usw. wurden mehr und mehr von unseren WorkshopteilnehmerInnen übernommen. Als letzten Schritt musste der Film noch für einige Minuten bei fließendem Wasser gewässert werden, um Chemierückstände zu beseitigen.
Danach kam einer der spannendsten Momente des Abends: Die TeilnehmerInnen durften die Dose öffnen und ihre Filme entnehmen. Die genaue und saubere Arbeit hat sich schließlich gelohnt! Als die ersten TeilnehmerInnen, nach einem kurzen finalen Stabilisierungsbad in einer Schale, die Filme zum Trocknen aufhingen, bestaunten sie sofort ihre Werke. Dieser Moment, wenn man endlich die Bilder sieht, die man zuvor fotografiert und selbst entwickelt hat, ist dann der Lohn für die genaue Arbeit. Sehr zufrieden mit den ersten Ergebnissen war es nun an der Zeit, sich die wirklich verdiente Pizza zu bestellen. Gleichzeitig bereiteten wir unser Entwicklungsequipment für die nächsten Filme der zweiten Gruppe vor. Auch hier lief alles wie geplant, sowohl beim Einlegen der Filme als auch bei der Entwicklung dieser.
Nachdem alle Diafilme getrocknet waren, konnten sie schließlich geschnitten und eingerahmt werden. Dabei zeigten wir unseren WorkshopteilnehmerInnen wie man beim Schneiden der Filme am einfachsten und besten vorgeht und wie man die Filme in den von uns zur Verfügung gestellten Diarähmchen fixiert. Den Dreh hatten alle schnell raus und so dauerte es nicht lange, bis die ersten 36 Bilder einer Filmrolle bereit für den Diaprojektor waren.
Als Workshopleiter waren auch wir schon total gespannt und neugierig auf die ersten Fotos. Wo sind sie gewesen und was haben sie fotografiert? Ganz klar, sobald das erste Magazin mit den fertigen Dias bestückt war, wurde der Diaprojektor angeworfen. Die Ergebnisse waren beeindruckend: Bunte Leitungsrollen, ein zurückgelassener Rucksack mit Ziegeln gefüllt, Portraits der TeilnehmerInnen selbst, Schienen einer Schmalspurbahn, interessante Gebäude sowie Licht- und Schattenspiele sind nur ein paar der Motive, die wir an diesem Abend bestaunen durften. Die wunderschönen Farben und die herrliche Brillanz von projizierten Dias imponierten dabei nicht nur unsere WorkshopteilnehmerInnen, sondern auch uns selbst aufs Neue.
Die finalen Dias des Workshops waren eine Inspiration. Man erkannte wie unterschiedlich und kreativ die Fotos der verschiedenen FotografInnen waren. Ebenso spürte man beim Betrachten der Bilder wie unbefangen und ungezwungen alle ans Fotografieren herangegangen sind. Genau um diese Energie und dieses Gefühl geht es doch bei der (Dia)-Fotografie!
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Workshop ein voller Erfolg war. Und das verdanken wir allen unseren Helferleins und TeilnehmerInnen, die voller Elan, Motivation und Durchhaltevermögen mitgemacht haben. Danke an dieser Stelle an euch! 🙂 Ebenso möchten wir uns sehr herzlich beim Verein Subetasch bedanken, der uns die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt hat und uns den Großteil der Workshopkosten ersetzt hat.
Die ausnahmslos positiven Rückmeldungen unserer Workshopteilnehmerinnen erfreuen uns natürlich ungemein! Wir sind sehr glücklich, dass ihr, so wie wir, zwar erschöpft, aber mit einem zufriedenen Gefühl und Lächeln nachhause gefahren seid und hoffen, dass ihr euch auch noch lange an diesen schönen Tag erinnern werdet. Und wer weiß, vielleicht sehen wir uns ja bald beim nächsten Workshop…
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